Jedermann – ein Stück Salzburger Identität

Jedermann, einmal im Jahr lockt nicht das Leben und Vermächtnis von Wolfgang Amadeus Mozart Kulturliebhaber nach Salzburg, sondern der personifizierte Tod. Der Domplatz bildet die atemberaubende Kulisse zu einem schaurigen Stück, das zur jährlichen Tradition dieser Stadt gehört und mit ihr eng verwoben ist.

Der Jedermann und seine Buhlschaft haben in all den Jahren nichts von ihrer Faszination verloren. Das Theaterstück „Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ von Hugo von Hofmannsthal wurde am 1. Dezember 1911 uraufgeführt. Seit 1920 wird das Stück bei den von Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt gegründeten Salzburger Festspielen jedes Jahr aufs Neue aufgeführt.

Das Spielen der Titelrolle des Jedermann gilt in der Theaterwelt als eine besondere Ehre. Diese wurde nur den berühmtesten Theaterschauspielern wie Attila Hörbiger, Maximilian Schell, Klaus Maria Brandauer, Nicholas Ofczarek und Tobias Moretti zuteil. Auch als Buhlschaft waren in Salzburg bekannte Schauspielerinnen zu sehen, darunter Christiane Hörbiger, Senta Berger und Veronica Ferres.


Wissenswertes zum Jedermann in Salzburg

Die Rufer

Weit über die Dächer von Salzburg hallt bei jeder Vorstellung immer wieder aufs Neue ein vielstimmiger und langgezogener Ruf: „Jeeedeeermaaan“! Man kann die Ausrufer nicht sehen. Aber man kann sie stets gut hören. Ihre schaurigen Rufe sorgen für Gänsehaut beim Publikum am Salzburger Domplatz und darüber hinaus.

Weniger bekannt als ihre Rufe ist, dass es immer vier Jedermann Rufer gibt. Dieser durchdringende und schaurige Ruf ist keine Tonaufnahme. Jeder Jedermann-Rufer muss über ein äußerst kräftiges Stimmvolumen verfügen. Genauer muss es jeder Rufer auf 100 bis 120 Dezibel bringen. Damit spielen sie auf gleichem Lautstärke-Niveau wie Ghettoblaster oder Presslufthammer. Man muss sie schließlich gut am Domplatz hören können, wenn sie von der alten Geschützstellung unterhalb der Festung Hohensalzburg, vom Glockenturm der Franziskanerkirche und aus dem Dom ihre Rufe erschallen lassen.

Veränderungen

2002 wurde der Intendant des Münchner Volkstheaters Christian Stückl gebeten, eine komplette Neuinszenierung des Stückes vorzunehmen. Die bis dahin aufgeführte Inszenierung aus dem Jahre 1920 von Max Reinhard war zuvor noch nie verändert worden. Zu den Änderungen, die Stückl vornahm, gehören die neu eingeführte Rolle des Gottes und die der Guten Werke, die seitdem durch eine junge Frau verkörpert werden.
2019 trug Valery Tscheplanowa als erste und bisher einzige Buhlschaft Hosen.

Spieljahr 2021

Dieses Jahr sind Lars Eidinger als Jedermann, Verena Altenberger als seine Buhlschaft und Mavie Hörbiger, die Enkelin von Paul Hörbiger, als Tod zu sehen.


Fotos: © Tourismus Salzburg GmbH